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RECHERCHE
ein ethnologisches Objekt
MORE THAN...
More than... Es handelt sich um ein zweiwöchiges Performance-Labor im halbdigitalen Format, an dem 12 Personen aus Berlin und verschiedenen Teilen Lateinamerikas teilnehmen werden, die im künstlerischen/performativen, aktivistischen oder spirituellen Bereich tätig sind. Bei diesem Treffen ging es um plurale Formen des Wissens, um die Einbeziehung anderer Welten, um indigenes Wissen.
Im KMZ glauben wir, dass die performativen Künste ein guter Ort dafür sind, weil sie uns erlauben, uns diesem Thema auf experimentelle und offene Weise zu nähern.
Wir wollten einen utopischen Raum für Debatte und Austausch schaffen, ein Experimentierfeld, in dem Gewissheiten aufgelöst und Wissenshierarchien außer Kraft gesetzt werden. Welche politischen und/oder poetischen Strategien ergeben sich daraus? Um über Dekolonialität, Ökologie, die Aufhebung der Kategorien von Kultur und Natur, andere Formen der Koexistenz, radikale Interdependenz nachzudenken?
Wir wollen von anderen lernen, wir wollen für einen Moment unsere eigene Prägung beiseite lassen und mit unseren künstlerischen und performativen Mitteln eine Sprache praktizieren, die eine andere Vision der Welt imaginiert. Inspiriert von der Theorie und Ästhetik des Afrofuturismus schwebt uns eine Art lateinischer Futurismus vor, an dessen Formulierung und Imagination wir arbeiten möchten.
Gefördert durch die Neustart Kultur #TakeHeart
FONDS DARSTELLENDE KÜNSTE
Teilnehmer:innen:
Laia RiCa
Antonio Cerezo
Ruschka Steininger
Yahima Piedra Córdova
Daniela del Pomar
Sebastián Solórzano
Alex Viteri
Camila Nobrega
Ana Alenso
Inputs: Yuderkys Espinosa Miñosa
& Katia Sepúlveda
Amanda Piña
Vered Engelhard & Maria Fantinato
Celina Maria Rodrigues de Almeida
TALKING BACK
Sagten die Objekte
Szenische Recherche
RECHERCHESTIPENDIUM 2021
“Talking back”, SAGTEN DIE OBJEKTE ist eine künstlerische Recherche, bei der es um Materialien und Dinge geht, die etwas über koloniale Geschichte, globalisierte Verstrickung und die Beziehungenvon Deutschland und Lateinamerika erzählen.Dabei geht es sowohl um sogenannte „Kulturgüter“ und Museumsobjekte, die demnächst im vielkritisierten Humboldt-Forum ausgestellt sein werden, aber auch um alltägliche Materialien und Lebensmittel deren komplexe Geschichte leicht in Vergessenheit gerät.
Wie können Museumsobjekte theatral gedacht werden? Wie können Objekte zum Sprechen gebrachtwerden? Was ist der Gegentext zu dem der im Museum auf den Schildchen steht? Wie könnte einDialog klingen, in dem nicht nur die Stimmen derjenigen laut sind, die dieses Objekt hierher gebrachthaben? Wie wird ein Alltagsobjekt zu einem Museumsobjekt, was passiert bei dieser Transformationund was passiert, wenn das Alltagsobjekt oder Material auf den Sockel gehoben wird? Wie klingt dielange Ahnen- und Migrationsgeschichte der Banane? Wie ließe sich die auf die Bühne bringen undgäbe es Überschneidungen in ihrer Geschichte und der eines aztekischen Sonnengottesbeispielsweise, der auf einem ausgestellten Steinrelief zu sehen ist?Meine Recherche ist soll sowohl theoretisch angelegt, als auch ganz praktisch, mit den Händen anund im Material.
DEUTSCHE KOLONIALE SPUREN
IN MITTELAMERIKA
Szenische Recherche
FIDENA Residenz-Programms 2020
TakeCareResidenz. Fonds Darstellende Künste/NEUSTART KULTUR.
Der Nationalsozialismus verbreitete sich auch in Guatemala und in den Regionen Mittelamerikas: In Guatemala wurde ein Ableger der NSDAP gegründet, ein “Deutsches Haus”, das als Versammlungsort der Nationalsozialisten diente und es erschien die “Deutsche Zeitung”, als Kommunikationsorgan der NS-Propaganda. Guatemala galt als das Zentrum der Nazi-Propaganda in Mittelamerika. Im Jahr 1933 verfasste Erwin Paul Dieseldorff, ein deutscher Kaffeebaron in Guatemala und enger Mitarbeiter vom damaligen autoritären Präsidenten Jorge Ubico, das Gesetz “Ley contra la Vagancia” (Gesetz gegen das Vagabundentum). Dieseldorff stützte sich dafür auf die Sklavengesetze des deutschen Kolonialreichs in ehemalig Deutsch-Südwestafrika und übersetzte diese. Dieses Gesetz wurde 1934 vom Abgeordnetenhaus von Guatemala verabschiedet und verpflichtete die indigene Bevölkerung ohne Land und Arbeit zu 150 Tagen Zwangsarbeit pro Jahr in den Kaffeeplantagen und den Straßenbau.
Die Geschichte der deutschen Einwanderung in Mittelamerika ist eng mit der Kaffeeproduktion verbunden. Viele Deutsche emigrierten Ende des 19. Jahrhunderts und in den 1920er Jahren. Sie haben sich hauptsächlich in Guatemala niedergelassen und profitierten von der staatlichen Enteignungspolitik von Gemeinschaftseigentum. Der Wohlstand der deutschen Gemeinde in Guatemala beginnt mit dem Kaffeeboom und dauert bis heute nahezu ununterbrochen an. Sie sind Teil der wirtschaftlichen und politischen Elite in Mittelamerika. In ihrer Geschichte und in ihrer Gegenwart finden wir viele Spuren kolonialer Kontinuitäten und rassistischer Diskurse.
Diese inhaltliche und szenische Recherche fand zwischen Januar und Februar 2021 statt. Ausgangfragen waren: Was machen wir mit diesem Wissen? Wie können rassistische und kolonialistische Botschaften ihre Macht verlieren? Wie kann ich mit Fragmenten aus diesen historischen Materialien szenisch umgehen? Wie kann meine persönlichen Beziehung zu Deutschland und den deutschen Institutionen hier und in Mittelamerika mit einfließen?
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